
Nein, die Interstate 50 gibt es leider nicht.bild: shutterstock
Die Welt in Karten
Die Nummerierung der Interstate Highways, der wichtigsten Fernstrassen in den USA, ist in der Theorie wunderbar logisch, doch die Umsetzung lässt leider vielerorts zu wünschen übrig. Zumindest aus Sicht von Perfektionisten.
14.04.2024, 11:0215.04.2024, 08:39
Neulich während einer Recherche für ein komplett anderes Thema: Auf der Social-Media-Plattform X wird mir ein Post mit den folgenden beiden Karten angezeigt. Sie zeigen den Verlauf der Interstate Highways, des Autobahnnetzes der USA. «Sehr befriedigend. Gut gemacht, zufälliger US-Beamter», schreibt der X-User dazu.
Als Datenjournalist mit einer gewissen Affinität für Zahlen ausgestattet, wirken die beiden Grafiken tatsächlich sehr befriedigend. Die von Osten nach Westen verlaufenden Interstates wurden allesamt mit Zehnerzahlen durchnummeriert, die von Norden nach Süden verlaufenden Interstates mit Fünferzahlen. Je östlicher beziehungsweise nördlicher eine Interstate, desto höher die Nummer.
Eine schöne Logik. Noch besser wird das Ganze aber, wenn man beachtet, dass auch die kleineren Interstates stets gerade Nummern haben, wenn sie von Ost nach West verlaufen und ungerade, wenn sie von Nord nach Süd verlaufen. Ausserdem wurde festgelegt, die dreistelligen Zubringer-Interstates mit einer ungeraden und die dreistelligen Umfahrungen oder Autobahnringe mit einer geraden Ziffer zu versehen.

Die Interstate 190 ist eine Zubringerstrasse zur Interstate 90 und beginnt deshalb mit einer ungeraden Ziffer.bild: screenshot youtube/cpg grey 
Die Interstate 220 ist ein Umfahrungsstrasse der Interstate 20 und beginnt deshalb mit einer geraden Ziffer.bild: screenshot youtube/cpg grey Autobahnplanung in Perfektion – allerdings nur, bis man etwas genauer hinschaut. Dann wird aus Befriedigung leider schnell Ernüchterung. Denn das geplante System wurde leider nicht perfekt umgesetzt – gleich mehrere Fehler haben sich eingeschlichen, wie Youtuber CPG Grey in einem Erklärvideo aufzeigt:
- Interstate 50 und 60 gibt es nicht
Im bevölkerungsarmen Zentrum der USA existierten bei der Einführung des Interstate-Systems bereits die älteren Highways 50 und 60. Um Verwechslungen mit diesen beiden Strassen, die keine Freeways sind, also keine freie Fahrt garantieren, zu vermeiden und da sie schlicht nicht notwendig waren, beschloss man 1956, die Interstates 50 und 60 nicht zu verwirklichen.

Die Highways 50 und 60 gehen nicht von Küste zu Küste und sind auch nicht in Interstate-Manier von Nord nach Süd nummeriert. bild: screenshot youtube/cpg grey - Interstate 45 ist eigentlich gar keine Interstate
Die I-45 verläuft nicht durch mehrere Staaten, sondern nur durch Texas – und zwar von Galveston bei Houston bis Dallas. Für eine Haupt-Interstate (enden auf 0 und 5) ist sie mit einer Länge von 459 Kilometern auch ausgesprochen kurz.
- Mehrere Interstates mit der gleichen Nummer
Eigentlich sollte jede Interstate-Nummer nur genau einmal vergeben werden. Doch weil zwischen 70 und 90 irgendwann alle Zahlen schon vergeben waren, mussten fünf Ziffern zweifach vergeben werden. Deshalb gibt es heute die Interstates 76, 84, 86, 87 und 88 zweimal.
- Interstate 495 gleich doppelt falsch
Der Nummerierung nach müsste die Interstate 495 eigentlich ein Umfahrung zur Interstate 95 sein. Doch sie ist ein Zubringer und müsste deshalb mit einer ungeraden Ziffer beginnen. Da die I-495 aber gar nie mit der I-95 zusammenkommt, müsste sie eigentlich eine eigenständige Interstate sein. Interstate 92 wäre also die richtige Benennung.
- Der Interstate 238 fehlt die Mutter
Eine Umfahrung der Interstate 38 müsste der Logik nach die Interstate 238 sein, doch die I-38 existiert gar nicht. Die Interstate 238 ist also sozusagen ein Waisenkind.
- Welche Stadt erhält die Umfahrung?
Ein ganz anderes Problem hat die Interstate 35. Bei den Zwillingsstädten Dallas und Fort Worth teilt sie sich in zwei Stränge, doch statt I-35 und I-235 heissen die beiden Abschnitte I-35W und I-35E. W für West und E für Ost. Dies, weil keine der beiden Städte die Umfahrung der anderen beheimaten wollte. Dasselbe Phänomen tritt auch noch im Norden bei Minneapolis und St. Paul auf.
Die Liste liesse sich noch problemlos verlängern, aber wir belassen es bei den erwähnten Beispielen, welche die perfekte Autobahnplanung leider ein wenig trüben. Zum Schluss gibt's deshalb noch einmal ein befriedigendes Bild: Eine gelungene Visualisierung aller Roads, Streets, Highways und Interstates der USA.
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So könnte man zum Beispiel das Y-Stück in Zürich fertig bauen, damit der Verkehr von Chur nicht über Westring, Nordring oder quer durch die Stadt nach Winterthur muss.
Oder man könnte auch bei Zürich-Süd (Uetlibergtunnel) einen weiteren Tunnel unter dem Zürichsee hindurch realisieren, um den lästigen Durchgangsverkehr (Tunnelstrasse, Quaibrücke, Bellevue) aus der Stadt rauszudrängen…
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